Ablauf der Fahrschülerausbildung heute

Liebe interessierte Eltern, Fahrschüler und Gäste unserer Homepage, 

wir möchten Euch hier einen Überblick über die Fahrschulausbildung von heute geben. Was erwartet denn den Fahrschüler oder die Fahrschülerin?

Die Fahrschülerausbildung ist eine der wenigen Branchen, die für ihre Arbeit ein eigenes Gesetz hat, an das wir gebunden sind und nach dem wir uns zu richten haben.

Wer erinnert sich denn heute noch daran, dass 1953 die erste "Promillegrenze" für Autofahrer in Deutschland eingeführt wurde? Damals lag sie bei max. 1,5 Promille, ab 1966 bei 1,3 und dann in den folgenden Jahren sank sie nach und nach bis heute auf 0,5 Promille. Oder an die Diskussionen und heftigen Debatten über Für und Wider des Sicherheitsgurtes Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre. Heute ist dies alles vergessen und die Anschnallrate liegt bei ca. 98%.

So wie sich die Zeiten geändert haben, änderte sich auch die Führerscheinausbildung. Die Ausbildung heute unterscheidet sich nahezu komplett gegenüber der, die Eltern oder Großeltern durchlaufen haben. Vergleicht man nur die Anzahl der Kraftfahrzeuge, die heute auf den Straßen unterwegs sind (1975 knapp 21,2 Millionen und 2017 55,5 Millionen), den Straßenausbau, den Ablauf der Ausbildung oder ganz besonders den der praktischen Prüfung, wird schnell klar, dass die Anforderungen an den heutigen Fahrschüler sehr stark gestiegen sind.

Früher wurde lange Zeit nur innerorts geschult bzw. geprüft. 1970 gab es noch keine Nacht- oder Autobahnfahrten. Damals hätte dem Fahrlehrer sogar ein Bußgeldverfahren gedroht, wenn er es gewagt hätte, seinen Fahrschüler auf der Autobahn fahren zu lassen. Erst die Reform der StVO von 1971 ermöglichte es, auch auf der Autobahn auszubilden; seit 1976 ist es sogar vorgeschrieben.

Die Ausbildung heute geht weg von der früheren, sehr Technik lastigen Ausbildung, hin zu mehr Verhalten im Straßenverkehr, Gefahrenerkennung und dem energie- und umweltschonenden Fahren.

Die sogenannten "Sonderfahrten" oder "Pflichtstunden", wie es viele nennen, waren lange Zeit nicht bekannt und steigerten sich nach und nach auf die heutige Anzahl von 12 Fahrstunden; aufgeteilt auf 5 Überlandfahrten (Fahren von Ortschaft zu Ortschaft), 4 Autobahnfahrten und 3 Stunden in der Dämmerung oder Dunkelheit.

Wollte früher noch fast jeder "so bald als möglich" seinen Führerschein haben, hat sich diese Einstellung heute geändert. Der Führerschein hat einen anderen Stellenwert bekommen, die "emotionale Bindung - Führerschein ist Freiheit" geht immer mehr zurück.

 

Aufbau unserer Ausbildung

Die Ausbildung heute ist mehr in Stufen gegliedert, umfangreicher, an die heutigen Verhältnisse angepasst und unterteilt sich in zwei große Hauptbereiche und fünf Ausbildungsstufen.

Bei der Arbeit mit der Stufenausbildung ist zu beachten, dass der Fahrlehrer das Ausbildungsprogramm den Besonderheiten seiner verschiedenen Fahrschüler und der jeweiligen Lernsituation anpassen kann und muss.

Das heißt, dass zum Beispiel eventuell die Reihenfolge einzelner Ausbildungsabschnitte verändert werden dann oder dass auch einmal einzelne Übungen umgestellt oder nur kurz "angerissen" werden, wenn sich zeigt, dass sie der Fahrschüler schon bewältigt.

Andererseits müssen Ausbildungsabschnitte auch immer wiederholt werden, bis sie der Fahrschüler wirklich beherrscht. Das gilt natürlich auch, wenn z.B. eine Übung in einer vorausgegangenen Stufe schon einmal "gesessen hat", später aber dann wieder verlernt bzw. fehlerhaft ausgeführt wird.

Dieser Leitfaden der Ausbildung dient dazu, dass alle Inhalte geschult werden, aber die Reihenfolge veränderbar ist. Getreu dem Motto: Vom Leichten zum Schweren und vom Bekannten zum Unbekannten.

Das Gesamtlernziel der praktischen Ausbildung: Das fahrzeug- und verkehrsgerechte, sozial angepasste, verantwortungs- und umweltbewusste Verhalten des Kraftfahrers im Straßenverkehr, soll in den folgenden Stufen "Schritt für Schritt" erreicht werden.

 

Die Stufen bauen in der Weise aufeinander auf, dass das Beherrschen der ersten Stufe, also der Grundstufe, die Voraussetzung für die Ausbildung in der zweiten Stufe, der Aufbaustufe, bildet.

Erst nach Durchlaufen der Aufbaustufe sollen dann die Übungen der dritten Stufe, der Leistungsstufe, begonnen werden usw., bis schließlich am Ender der Ausbildung die Übungen der Reife- und Teststufe auf dem Programm stehen.

Dabei bilden die ersten drei Stufen zusammen den ersten Abschnitt der Ausbildung:

Die Grundausbildung, während die Inhalte der vierten und fünften Stufe zusammengenommen die, auf die Grundausbildung aufbauende, Weiterführende Ausbildung darstellen:

 

Grundausbildung

1. Grundstufe

2. Aufbaustufe

3. Leistungsstufe

 

Weiterführende Ausbildung

4. Stufe der Sonderfahrten

5. Reife- und Teststufe

Die Lerninhalte der einzelnen Stufen setzen sich aus verschiedenen Übungen zusammen, die bei Bedarf und je nach Können des Fahrschülers weiter unterteilt und vereinfacht werden oder bei sehr interessierten Fahrschülern auch schneller durchlaufen werden können.

Die Grundstufe:

In der ersten Stufe, also der Grundstufe, werden in besonderem Maße psychomotorische Grundfertigkeiten und elementare Grundkenntnisse vermittelt, auf die der Fahrschüler im weiteren Verlauf der Ausbildung immer wieder zurückgreifen muss.

Sie bilden die Basis für die späteren Lernziele und -stufen und müssen deshalb besonders sorgfältig geübt werden. Das beginnt hier nach dem Kennenlernen der zweckmäßigen Sitzposition und Fahrhaltung, Spiegeleinstellung, Umgang mit den Pedalen und führt bis zu Fahrübungen von ca. 50 km/h.

Die Aufbaustufe:

Die folgende Aufbaustufe hat im Wesentlichen das Ziel, die in der Grundstufe begonnene Bedienung und Beherrschung des Fahrzeugs zu vervollständigen und zu vervollkommnen.

Hier werden schon die ersten fahrtechnisch anspruchsvolleren Übungen mit eingebaut. In dieser Stufe soll der Fahrschüler sich noch vorrangig auf die Beherrschung des Fahrzeugs und die Verbesserung seiner Bedienung konzentrieren, damit die erlernten Fähigkeiten möglichst bald zu unbewusst funktionierenden Automatismen werden, die in schwierigen Situationen dann ohne zeitraubende Einschaltung des Denkens zur Verfügung stehen.

Auf dieser Stufe muss also eine stärkere Beachtung der Verkehrsumwelt noch vermieden werden; sie könnte den Prozess des allmählichen "Einschleifens" der Automatismen zu stark behindern. Die bereits in der Grundstufe begonnenen Übungen zum umweltschonenden Fahren werden in der Aufbaustufe fortgesetzt. Sie wird abgeschlossen mit dem Erlernen der Grundfahrtechniken/Rangierübungen.

Die Leistungsstufe:

In der anschließenden Leistungsstufe sollen dann allmählich, sofern die Übungen der beiden ersten Stufen im Wesentlichen erfolgreich absolviert wurden, die Einflüsse der Verkehrsumwelt voll mit berücksichtigt werden.

Jetzt kann es, abhängig vom Fahrschüler, zu einem Rückschritt in der Ausbildung kommen. Der Fahrschüler muss nun lernen, vieles zu koordinieren, schnell zu reagieren und zu handeln, vorausschauend zu fahren und widmet daher der Fahrzeugbedienung nicht mehr die nötige Sorgfalt.

Die Leistungsstufe beginnt mit Übungen zum Fahren im Verkehr und zum Bewältigen verschiedener Verkehrssituationen. Um eine Überforderung der Fahrschüler zu vermeiden, wird in dieser Ausbildungsstufe zunächst mit dem Fahren auf verkehrsarmen Straßen begonnen. Danach folgen Fahrübungen mit allmählich zunehmendem Schwierigkeitsgrad, bis hin zum Verhalten bei schwierigen Verkehrsführungen und kritischen Verkehrssituationen. Mit der erfolgreichen Absolvierung der Ausbildung in der Leistungsstufe und in den beiden vorausgegangenen Stufen ist die Grundausbildung abgeschlossen. Ihr folgt die weiterführende Ausbildung, die mit der Stufe der Sonderfahrten beginnt.  

Die weiterführende Ausbildung - die Sonderfahrten:

Hier stehen die Überlandfahrten am Anfang. Dieser Teil der Ausbildung stellt erfahrungsgemäß in unserem Bereich selten eine übermäßig große Herausforderung dar, da das Fahren auf Landstraßen im ländlichen Raum schon oft Bestandteil der vorhergehenden Ausbildung beim Holen und Bringen der Fahrschüler ist. 

Daran schließen sich die Autobahnfahrten und/oder das Fahren auf Kraftfahrstraßen an, gefolgt von den sogenannten Nachtfahrten, dem Fahren in der Dämmerung oder Dunkelheit. Bei all diesen Fahrten wendet der Fahrschüler das vorher Erlernte mehr oder weniger selbständig an.

Die Ausbildung geht dem Ende entgegen - die Reife- und Teststufe:

Den Abschluss der gesamten Fahrausbildung stellen die Übungen der Reife- und Teststufe dar. Hier stehen zunächst wiederholende Übungen der Inhalte vorausgegangener Ausbildungsstufen auf dem Programm. 

Danach folgen selbständige Fahrten, sowohl mit Zielangabe, als auch nach eigener Streckenwahl des Fahrschülers. Mit ihnen soll schließlich das Gesamtziel der Fahrausbildung erreicht werden: Der Fahrschüler soll selbständig handeln können, soll die erlernte Gefahrenerkennung und deren Abwehr anwenden und verantwortungs-, umweltbewusst, gelassen und sicher fahren.

Das Ende der Ausbildung - die Prüfungssimulationen:

Den Abschluss der Reife- und Teststufe bilden Übungen zur Prüfungssimulation mit nachfolgender Leistungsbewertung und Besprechung der Ergebnisse. Bei erfolgreichem Bestehen der Simulation geht es zur Prüfung.

Die Frage "Wie viele Stunden brauche ich?"

Das können wir leider nicht definitiv beantworten, das ist abhängig vom Fahrschüler oder der Fahrschülerin. Über die Dauer der Ausbildung und die Zahl der benötigten Fahrstunden lassen sich wegen der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, dem Umsetzen und Anwenden von Erlerntem, der Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit der einzelnen Fahrschüler, keine allgemein gültigen Aussagen treffen.

Dies gilt auch für die Zahl der in den einzelnen Stufen benötigten Fahrstunden. So kann es sein, dass sehr geschickte Fahrschüler oder Schüler mit fahrerischer Vorerfahrung etliche Übungen der Grundausbildung - vor allem in den ersten beiden Stufen - besonders schnell durchlaufen, während Fahrschüler, die sich bisher weniger für Führerschein und den Straßenverkehr interessiert haben, überdurchschnittlich lange Übungszeiten benötigen.

Was können wir anbieten? Bei uns haben die Eltern stets die Möglichkeit mit uns über den Ausbildungsstand des Sohnes oder der Tochter zu sprechen und auch nach Absprache gerne einmal im Fahrschulauto mitzufahren, um zu sehen, wie die Ausbildung läuft und wie weit der Lernstand ist.

Wir hoffen, wir konnten euch hiermit einen Überblick über die Ausbildung und den Ablauf der einzelnen Abschnitte geben uns stehen für weitere Fragen natürlich gerne zur Verfügung.

Euer Team der Fahrschule Martin Müller


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